Albumkritik „Chakra Activation for Musicians“ von Oliver Utzt
Eine einfache Analogie für Bedeutung und Funktion der Chakren wäre der Vergleich mit den Saiten einer Gitarre. Gut gestimmt und frei von Schmutz und Rost bringen sie jeden Resonanzkörper zum Klingen, verstimmt, im Ungleichgewicht und verdreckt, kann das schönste Instrument keine gute Musik von sich geben, egal wie sehr der Spieler sich bemüht.
Sauberkeit, Funktionsfähigkeit und Harmonie der Chakren hängt von vielen Faktoren ab. Da sie Schnittstellen darstellen zwischen Materiellem, Mentalem und Emotionalem, sowie zwischen Innen-und Aussenwelt, werden sie beeinflusst von Erfahrungen, Gedanken, Ernährung, Giften oder Informationen.
Für mich persönlich ist das Chakrensystem Realität, ich spüre sie, ich arbeite mit ihnen, ich weiß zum Teil, wo ich Blockaden im Trichterspin habe. Während die westliche Wissenschaft ihre Existenz größtenteils bestreitet und auf die an den korrespondierenden Stellen im menschlichen Körper liegenden Drüsen verweist, sind sie in der indischen traditionellen Medizin, im Yoga, im Ayurveda, im Tantra eine Selbstverständlichkeit.
Andere Systeme, wie die klassische chinesische Medizin und viele schamanistische Traditionen kennen ebenfalls diese signifikanten Schnittstellen im Energiesystem eines Körpers.
Ich habe keine besondere Erfahrung mit Chakra-Meditation, wie sie hier angeboten wird. Ich habe etwas Erfahrung in Nei Gong, dem inneren Nachspüren und Bewegen von Körperenergien, und habe mich etwas an tantrischem Erleben einzelner Chakren mit Visualisation von Farben etc. versucht.
Ich selber praktiziere hauptsächlich Atem-Achtsamkeits-Meditation, da stört Musik nur, oder ich mache geführte Entspannungs-und Trancereisen wie Yoga Nidra.
Chakra-Meditation, wie ich sie verstehe, hat drei Aspekte: Aufzeigen von Blockaden, Klärung / Reinigung undoder Energetisierung /Anschubsen.
Marc Mennigmann, als Künstler ein Rennaissancemensch, wie es sie nur noch selten gibt, bewandert bis zur Virtuosität auf vielen verschiedenen Gebieten, hat etwas produziert, das sowohl fertiges Produkt, benutzfertig und durchdacht ist, als auch Experiment, offen für Entwicklung und neue Erkenntnisse. So verstehe ich es wenigstens.
Aus der Not heraus, daß die meiste Meditationsmusik meditierende Musiker mehr ablenkt als versenkt, hat er einen eigenen Ansatz geschaffen und Ambienzen mit energetisch relevanten Tonsystemen produziert, im kreativen Ausdruck und klanglichen Spektrum so reduziert, daß es nicht ablenkt, von der Komposition und vom Arrangement her effektiv und, ich wage zu sagen, sozialistisch. Die gewählten Frequenzen haben die Möglichkeit, ihre Wirkung ohne Menscheln zu entfalten. Das ist nicht schön und das ist richtig so.
http://music.mennigmann.com/…/chakra-activation-for-musicia…
Meditation ist eine sehr individuelle Angelegenheit, und es gibt viele verschiedene Arten, die auf verschiedene Menschen verschieden Wirken.
Mein Ansatz beim Antesten dieser Meditationen war es, einen Zeitort zu finden, der mir genug Freiraum drumherum lässt, Kopfhörer auf und erst einmal hören, wirken lassen, und dann eventuell auf das konzentrieren, was passiert. Meine subjektiven Eindrücke habe ich unten beschrieben.
Wie die verschiedenen Sequenzen gestaltet sind, auf welchen Tonsystemen sie beruhen, erfährt man hier:
https://mennigmann.com/bands/meditation-music-for-musicians/
Zu den Tracks:
Solfeggio Scale:
Einfach gesagt, der Wohlfühl-/Wellness-Titel des Albums. Ich habe keine definitve Reaktion bestimmter Chakren, sondern ein eher stufenloses Aufsteigen eines Gefühls der Klärung. Ich fühle mich danach geistig und auch körperlich erfrischt, entspannt, leicht, und, vor allem, klar, alles in einem angenehmem Maß. Mein go to-Titel für die Meditation to go.
Platonic Frequencies:
Für mich das Gegenteil der Solfeggio Scale. Ich empfand den Track als herausfordernd, geradezu dramatisch in seiner Wirkung.
Ich hatte den Eindruck, daß die Töne nicht in der Reihenfolge zu den Chakren passten, wie ich es erwartet hatte. Ich hatte eine deutliche energetische Reaktion, die allerdings im zweiten Chakra anfing und auch Nebenzentren, wie dasjenige zwischen Herz und Kehlkopf, berührte. Ich hatte den Eindruck, daß mir Disharmonien in meinem System aufgezeigt wurden. Deshalb fühlte ich mich danach aufgewühlt, ernst und im Bewusstsein, daß da etwas zu geschehen habe.
Es wird eine Zeit dauern, bis ich mich dort wieder hinein begebe, aber ich glaube, dort passiert etwas Wichtiges, das eben weiterführender Arbeit bedarf, und nicht mit dem Abtauchen unter einen Kopfhörer erledigt ist.
Energy Center Carrier Waves:
Ich habe hier zum ersten Mal verstanden, um was es bei dieser Art Meditation geht. Nacheinander werden von unten nach oben meine Chakras angeschmissen und bleiben in Bewegung bis nach der Meditation. Sehr energetisierend, dumm, daß ich es beim ersten Mal vor dem Schlafen ausprobiert hatte.
Allerdings fühlte sich das sechste Chakra falsch herum an, als ob es sich im Uhrzeigersinn in meinen Kopf bohre, sehr unangenehm. Ich nehme allerdings eher an, daß in meinem System etwas schief läuft, als daß der sehr technisch-neutrale Ansatz der Produktion hier eine Fehlfunktion aufzeigt.
Danach fühle ich mich frisch und aktionsbereit. Ich werde den Track mal vor Aktivitäten wie Gigs, Aufnahmen oder Sport ausprobieren.
Combined Scales
Den letzten Track habe ich nur einmal angecheckt. Durch die Vermischung der Systeme stellte sich bei mir eher Unruhe und Unbehagen beim Wechsel der Frequenzen ein, als ein meditativer Zustand. Ich persönlich empfand ihn als eher experimentell, im Sinne von, Aha, interessant.
Ich werde in Zukunft meine eigene Meditationspraxis mit diesem Album ergänzen.
Ich empfinde den Ansatz als sehr sympathisch, die Frequenzen, bzw. Tonsysteme für sich stehen zu lassen, ohne eine gewollte musikalische Aussage, die man irgendwann satt hat, ohne die Einmischung der persönlichen kreativen Aussage des Künstlers.
Wie gesagt, es ist eine individuelle Angelegenheit, wie man auf so etwas reagiert, ich habe hier mein subjektives Erleben beschrieben, bei Anderen wird das anders sein.
Aber das Angebot an Tonsystemen ist weit gewählt, und das Konzept sehr abendländisch/wissenschaftlich/sozialistisch, und deshalb glaube ich, daß dieses Album, im besten Sinn des Wortes, für Viele nützlich sein kann.
Persönlich wünsche ich mir ein Album, auf dem die Energy Center Carrier Waves für jedes Chakra einen eigenen, längeren Track bekommen.
Text von Oliver Utzt
Die „Chakra Activation for Musicians“ sind unter anderem auf meiner BandCamp Seite erhältlich.